Interview mit Christina Kämmerer - Laufmützen Usedom

In unserer Interviewreihe „InsideUsedom“ kommen Menschen zu Wort, denen die Ostseeinsel Usedom besonders ans Herz gewachsen ist. Einheimische, Inselliebhaber, Akteure und engagierte Persönlichkeiten, lassen uns Usedom mit ihren Augen sehen.

Christina Kämmerer hat auf der Insel Usedom eine engagierte Laufbewegung ins Leben gerufen und vor einigen Jahren die Initiative „Laufmützen Usedom“ gegründet. Die monatlichen Lauftreffen an unterschiedlichen Orten auf der Insel stoßen mittlerweile auf rege Beteiligung. Besonders beliebt ist der alljährliche Weihnachtsmützenlauf oder der Moon-Run.

Die Startgelder der verschiedenen Laufevents werden an den Förderverein Kinder- und Jugendhospizdienst „Leuchtturm“ e.V.in Greifswald gespendet. Die “bewegenden Glücksmomente” auf der Sonneninsel Usedom haben bereits über 130.000 Euro gesammelt. Eine beachtliche Leistung für diese private Initiative!

Liebe Christina,

ich freue mich sehr über Deine Interviewzusage, wir sind sehr neugierig mehr über Dein Engagement zu erfahren.

Du bist da aufgewachsen, wo andere ihre Ferien verbringen: im schönen Mecklenburg-Vorpommern. Verrätst Du uns einen Lieblingsort auf der Insel und was ihn besonders für Dich macht?

Wo fange ich an und wo höre ich auf? Mir fallen so viele Lieblingsorte auf der Insel Usedom ein.  Mein Favorit ist der Gnitz. Dort habe ich laufen gelernt und auch Motorrad fahren 😊. Mit diesem landschaftlich vielseitigen Naturschutzgebiet mit der hohen von der Erosion gebeutelten Kliffkante, dem Weißen Berg, und dem flachen Bereich mit der großen Orchideenwiese und den Wacholderbüschen und dem schmalen Strand verbinde ich viele Kindheitserinnerungen. In den letzten Jahren, seitdem ich viele Strecken für Laufveranstaltungen teste, habe ich mich aber auch in den Lieper Winkel verliebt. Er ist für mich das ursprüngliche Usedom. Reetgedeckte Fischerhäuser mit farbigen blumenverzierten Eingangstüren und blütenreichen Vorgärten, Reusenstangen, die an Kopfweiden gelehnt auf ihren nächsten Einsatz im Achterwasser warten, teilweise umgeben von einem breiten Schilfgürtel, in dem sich schmale Holzstege verstecken, die zu überraschenden Ausblicken auf die Usedomer Achterkante führen.  

Wo in der Umgebung entsteht gerade etwas Neues, was Du als bemerkenswert empfunden hast?

Die Koserower Seebrücke ist wohl das Bauwerk, was mich schon mit der Gründung der ersten Pfähle auf magische Weise angezogen hat. Ich finde sie elegant und mich begeistern die sanften Kurven, auf denen man übers Meer laufen kann. Die drehbaren Korbcocoons, in denen man immer windgeschützt ist, finde ich gut durchdacht, obwohl man schon sehr früh aufstehen muss, um hier ein freies Plätzchen zu ergattern. Es gibt wohl kaum einen Insulaner, der die Sage von Vineta nicht kennt und daher erzeugt das Läuten der Vineta-Glocken auf dem Brückenkopf regelmäßig und nicht nur bei mir eine Gänsehaut.      

Wo gehst Du gern essen, wenn Du die Gelegenheit dazu hast?

Ich mag die regionale Küche, wenn sie modern interpretiert wird und so zieht es mich/uns seit letztem Jahr häufig in die Brasserie Gynts im Hotel Baltic auch wenn der Hotelkoloss, der früher den Namen „Roter Oktober“ trug, kaum so eine exzellente Küche vermuten lässt. Tatsächlich hat das Restaurantambiente noch viel von der sogenannten Luft nach oben, aber der Küchenchef und der Sous Chef sind ehemalige Kollegen und ich mag ihre Kompositionen der Zutaten und die Art des Anrichtens sehr. Das Sommercafe „Landlust“ in Grüssow empfehle und besuche ich ebenfalls sehr gern. Usedomer Landidylle und der Duft von Wiesen und Achterwasser machen Streuselkuchen & Co  hier zum kulinarischen Hochgenuss. 

Du bist begeisterte Läuferin und kennst die Insel besonders gut. Was ist deine Lieblingslaufstrecke und was welche würdest Du einem Inselbesucher empfehlen?

Ich habe 16 (und mehr) Lieblingslaufstrecken und es ist schwer, nur eine einzige davon zu empfehlen, weil sie gleichermaßen schön sind und jede für sich außergewöhnlich ist. Ich finde die Strecke zwischen der Benzer Holländer-Mühle, der Bockwindmühle Pudagla und dem kleinen Örtchen Neppermin sehr schön, weil sie im Herz der Insel ist und teilweise durch die Usedomer Schweiz verläuft. Mühlen, Rapsfelder und Mohn- und Kornblumengesäumte Weizenfelder. Kiefernwäldchen, Anemonen und Leberblümchen am Konker Berg nahe Neppermin und das sanfte Rauschen der kurzen Achterwasserwellen, das sind die Impressionen, die einen immer wieder verzückt lächeln lassen.  Starten und finishen lässt sich ausgezeichnet direkt an der Benzer Mühle, weil man sich neben all den schönen Erlebnissen und Ausblicken unterwegs auf den Steinofen gebackenen Kuchen und Kaffee am Fuß der Mühle freuen kann.

Du hast die Laufmützen-Usedom gegründet – kannst Du uns mehr zu dieser Initiative erzählen?!

Ich wollte nicht mehr alleine laufen, das war damals wohl ausschlaggebend dafür, dass ich auf die Suche nach Gleichgesinnten ging/lief. Dass ich mit Andreas Stübs spontan auf einen Bewegungsenthusiasten traf, mit dem ich mich in die Laufleidenschaft reinsteigern konnte, hatte zur Folge, dass wir von Lauftreffs träumten, bei denen hunderte Läufer die Promenade der Kaiserbäder gemeinsam entlanglaufen sollten. Dass dieser Traum wenige Jahre später wahr werden sollte, hätten wir uns im Herbst 2014 nicht vorstellen können. Inzwischen sind es sind wohl um die 100 Laufmützen-Bewegte, ca. 15 davon sind Kinder, unsere Laufmützchen. Die Alterspanne reicht von 1 Jahr (unser kleiner Linus Meyer – es musste ein Vorname mit L sein, damit die Initialen Laufmützen ergeben – so (positiv) verrückt sind die Laufmützen!!) und bis 88 Jahre – meine Mama. Wir haben mittlerweile 500 grüne Shirts im Umlauf, nicht nur auf der Insel sondern in vielen Teilen Deutschlands, in der Schweiz, in Schweden, Finnland und sogar in Chile und Australien. Auf unseren grünen Laufshirts steht unsere Botschaft „Laufend Gutes tun“ Laufmützen Usedom laufen für den Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm. Neben dem Ziel, uns sportlich fit zu halten und gesund zu bleiben, sammeln wir Spenden zur Unterstützung des ambulanten Kinderhospizdienstes und für den Aufbau des ersten Kinderhospizes in MV, dass ab 2024 in Stralsund gebaut werden soll.  

Was sind die Ziele des Kinderhospizdienst „Leuchtturm“ e.V. und wofür werden die Spenden verwendet?

Das Herzensprojekt des Fördervereins ist, ein stationäres Kinder- und Jugendhospiz (KJH) Stralsund zu errichten. Ein Kinder- und Jugendhospiz richtet sich an Kinder- und Jugendliche (von 0 bis 27 Jahren), welche unheilbar und lebensverkürzt erkrankt sind und ihre Familien. Ein Kinder- und Jugendhospiz (KJH) wird aber nicht – wie etwa ein stationäres Erwachsenenhospiz – nur in der letzten Lebensphase aufgesucht. Vielmehr ist ein KJH ein Ort voller Leben.

Ein Ort zum Lachen und zum Kraft tanken. Es bietet den Familien ein zeitliche Entlastungspflege. Die erkrankten Kinder sind rundum versorgt, so dass die Eltern und Geschwister Zeit für sich haben – denn meist ist die Familie im Alltag mit der Begleitung und Pflege des erkrankten Kindes ausgelastet. Bedürfnisse, Wünsche und Träume der Eltern und vor allem die der Geschwisterkinder rücken weit in den Hintergrund. Zeit für sich selbst gibt es meist nicht.

Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Leuchtturm betreut Familien mit Ungeborenen, Neugeborenen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen mit einer lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Erkrankung. Aber auch schwerstkranke Eltern mit minderjährigen Kindern erhalten bei uns Unterstützung. Ab der Diagnosestellung bis über den Tod hinaus ist der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Leuchtturm für die gesamte Familie da.

Sowohl der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst als auch der Bau des stationären Hospizes werden vom Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V. Greifswald getragen und zum größten Teil aus Spendengeldern finanziert.

Wie kann man sich beteiligen, wenn man euch unterstützen möchte?

Einfach teilnehmen und den Gedanken und den Spaß teilen, den wir mit unseren Bewegungsveranstaltungen verbinden. Wir wollen Menschen auf herzliche nicht konkurrierende Weise zusammenbringen, daher haben unsere Events keinen Wettkampfcharakter, also keine Startnummern, keine Zeitnahme und es genießt die erste Läuferin genauso viel Aufmerksamkeit wie der letzte Walker oder Radbegleiter. Wir suchen Gastgeber/SchirmherrInnen, bei denen wir starten und welche wir Insulanern und Gästen näherbringen können, um Vorurteile abzubauen, Horizonte zu erweitern und ein intensiveres Heimatgefühl zu entwickeln. Wir haben allen Grund, stolz auf diese Insel zu sein, denn sie ist eine Perle, die jeden Tag neu entdeckt werden will. 

Spenden kann man auch direkt an uns. Wir freuen uns über jede Zuwendung, egal wie groß oder klein der Betrag ist!
IBAN: DE80 1505 0500 0100 1507 48
Kontoinhaber: Förderverein Kinder- und Jugendhospiz Leuchtturm e.V.
Kreditinstitut: Sparkasse Vorpommern

Kannst Du uns noch mehr über Dein Buchprojekt erzählen?

Lauflust Usedom ist nicht nur ein Reiseführer für aktive Inselentdecker sondern es ist (m)eine Liebeserklärung an die Insel. Reich bebildert und mit Leidenschaft und Humor geschrieben, aufwendig recherchiert haben 14 Strecken auf der Insel und 2 auf dem nahen Festland ihren Weg ins Buch gefunden. Jede Strecke hat ein Gesicht und einen persönlichen Bezug zu einem meiner langjährigen LaufbegleiterInnen, so z.B. Mathias Apotheker-Schleife. Mathias betreibt die Sertürner-Apotheke in Zinnowitz und wohnt in Trassenheide. Diese Streckenempfehlung ist eine 10 km-Schleife durch den Küstenwald zwischen Zinnowitz und Karlshagen mit Gesundheitstipps, Historie und kulinarischen Must-haves. Der Erlös des Buches ist komplett Spende. Matthias als Fotograf, Henry als IT-Entwickler der QR-Codes für die Strecken und Sandra Grüning und ich als Schreiberlinge haben auf Honorare verzichtet. Gefördert wurde das Buchprojekt von den Kurverwaltungen der Insel. Ohne diese Unterstützung wäre die Spendenhöhe in diesem Umfang nicht möglich gewesen.

Liebe Christina,
wir danken Dir sehr für für die Zeit und das Interview.

Lesen Sie hier ein weiteres Interview aus unserer Reihe “Inside Usedom”:

Interview mit Lars Pape - Love Story Usedom…

Wir freuen uns sehr, dass Sie neugierig auf Usedom sind.

Herzliche Grüße

Kristin & Daniel Wolter
Insel Insider @ Panoramahaus Usedom

Über den Insel Insider Usedom

Der Insel Insider gibt ihnen Tipps für ihren Ferienhausurlaub auf Usedom. Viele dieser Orten besuchen wir selbst gern, wenn wir Zeit auf Usedom verbringen. Wir zeigen ihnen die schönsten Orte der Ostseeinsel und stellen ihnen Tipps vor, die ihren Urlaub auf Usedom noch schöner machen werden.

Der Insel Insider bietet Ihnen wertvolle Einblicke und Geheimtipps für Ihren unvergesslichen Urlaub auf Usedom. Wir teilen gerne unsere persönlichen Entdeckungen, da wir selbst jede freie Minute nutzen, um die malerischen Ecken und die atemberaubende Natur der Ostseeinsel Usedom zu erkunden. Lassen Sie sich von uns zu den verborgenen Schätzen Usedoms führen, wo Sie die einzigartige Schönheit und Ruhe der Insel erleben können.

Unsere Tipps umfassen die schönsten Orte Usedoms, von versteckten Stränden bis hin zu malerischen Dörfern, und bieten Ihnen die Möglichkeit, die Insel aus der Perspektive eines Einheimischen zu entdecken. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Aufenthalt auf Usedom mit Aktivitäten und Erlebnissen bereichern können, die Ihren Urlaub noch spezieller machen.

Über das Panoramahaus Usedom

Das Panoramahaus Usedom ist ein modernes Ferienhaus auf Usedom, ein Zufluchtsort für Designliebhaber, die Erholung vom städtischen Trubel suchen. Sie finden in unserem Ferienhaus auf Usedom eine gekonnte Mischung aus Architektur, moderner Kunst und Designmöbeln, eingebettet in die schönste Naturlandschaft Usedoms.

Das Panoramahaus Usedom, ein Highlight unter den Ferienhäusern auf Usedom, bietet Ihnen eine Oase der Ruhe fernab des Alltags. Dieses moderne Ferienhaus vereint einzigartiges Design mit komfortabler Wohnkultur. Genießen Sie die Ruhe und Schönheit Usedoms in einem Ferienhaus, das speziell für Liebhaber von Design und Erholung konzipiert wurde.

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Halbinsel Lieper Winkel - Ein Naturparadies auf Usedom

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Schloss Stolpe auf Usedom: Eine Reise durch Geschichte